Makroleben by George Zebrowski

Makroleben by George Zebrowski

Autor:George Zebrowski [Zebrowski, George]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Moewig 3549
veröffentlicht: 2013-05-24T04:00:00+00:00


17. Beziehungen

Weiße Wolken zogen über den strahlend blauen Himmel. Seine Augen waren ganz kurz geöffnet, bevor er voll erwachte. Er hob seinen Kopf, und es schien, als gingen die Sonnen in der Anstrengung auf, die Wolken einzuholen. Die Stadt um ihn herum war silbrig, blau und kohlschwarz. Sie reflektierte von Millionen von metallischen Bruchstücken und Splittern das Sonnenlicht, die Wolken und den blauen Himmel. Er verlor sich in dem fremden Gefühl, hier aufzuwachen, lehnte sich zurück und schloß die Augen wieder. Sein ganzes Leben hätte er hier verbracht haben können; die Heimat war ein Traum, von dem er gerade erwacht war, und gleich würde ihm alles wieder einfallen …

Er setzte sich auf und bemerkte Anulka, die lächelnd ihre Hände auf die Hüften stützte und zu dem Gleiter hochsah. Bei Tageslicht machte sie einen älteren Eindruck und schien sich besser unter Kontrolle zu haben.

Die Kuppel hob sich, und er kletterte heraus. Einen Augenblick später stand er vor ihr.

„Hallo“, sagte er.

„Hal-lo?“ fragte sie unsicher und beobachtete sein Gesicht.

Er verspürte Nervosität und sah sich um. Wo die Ebene aufgerissen war, öffneten sich Schluchten in düsterem Zwielicht. Die Metallebene reichte in allen Richtungen bis zum Horizont außer im Westen, wo er grüne Flecken bemerkte. Der Koloß senkte sich langsam wieder zu Boden. Wenn sich die Kruste des Planeten nicht stark verschob, war in einer Million Jahren nichts mehr da. Die Stadt verfügte aber auch ohne Energie und Bevölkerung über ein gewisses Leben.

Anulka sah ihn fragend, aber zuversichtlich an. Er lächelte ihr zu. Solange er kein Verzeichnis ihrer gebräuchlichen Wörter hatte, konnte er nicht viel zu ihr sagen. Er mußte einen Ausflug nach Hause machen, um dort seine Notizen mit dem Sprachencomputer zu vergleichen und sich einem Lernprogramm zu unterziehen. Die Sprachbeherrschungsausgänge konnte er von dem Gleiter erreichen, aber für ein volles Lehrprogramm brauchte er eine direkte Verbindung zu Menschheit II.

Als er Anulka ansah, hatte er das Gefühl, daß sie älter als Margaret war, obwohl er wußte, daß dies nicht der Fall sein konnte. Trotz der verfallenden Stadt machte der Planet einen jugendlichen Eindruck. Er wuchs ohne Vorausplanung, drehte sich in seinen Jahreszeiten, erneuerte sich in seinem Luftkokon, durchlebte eine Existenz nach der anderen und veränderte sich immer wieder in dem zeitlosen Licht seiner Sonnen. Die Existenz des Planeten stand im Gegensatz zu dem Bettlerdasein seiner menschlichen Bewohner. Die Sonnen waren ein Paar von Verschwendern, nachlässige Götter, die ihren Reichtum in den Weltraum verschleuderten. Sie besaßen einen solchen Überfluß von Energie, daß selbst ein kleiner Bruchteil davon ausreichen würde, um diese Welt zu verändern.

Anulka drehte sich um und gab ihm durch eine Handbewegung zu verstehen, er solle ihr folgen. Er zögerte, folgte ihr aber dann zu dem Turm. Sie kletterte in die Öffnung. Er stieg hinter ihr her und begann, die Leiter herunterzuklettern. Bei Tag war es in dem Schacht heller, und seine Augen paßten sich schnell an.

Er sah nach unten und bemerkte, daß sie unter seinen Füßen kleiner wurde. Er kletterte schneller die Leiter hinunter.

Nach einiger Zeit rief er ihren Namen, und sie antwortete ihm mit einem fragenden Laut.



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